Globale Perspektiven:
Journalist und Autor Mann ist mit „1493“ eine faszinierende Darstellung vieler hoch-dynamischer ökonomischer und ökologischer Veränderungen unserer Welt gelungen, welche...
Journalist und Autor Mann ist mit „1493“ eine faszinierende Darstellung vieler hoch-dynamischer ökonomischer und ökologischer Veränderungen unserer Welt gelungen, welche die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus (Dez 1492) wie den Urknall einer uns bis heute prägenden Globalisierungsepoche erscheinen lassen. Innerhalb von nur 150 Jahren führten neue Silbervorkommen (insb Potosi (Peru)) zu einer Blütezeit in China (Werkbank der Welt) und zum Aufstieg Spaniens zur Weltmacht; aber auch zu beider Niedergang mit dem Sturz der Ming-Dynastie ab 1644 und dem Niedergang Spaniens im 17. Jahrhundert (u.a. Inflation, Staatsbankrotte durch Kriegsfinanzierung, kleine Eiszeit). Parallel dazu ebnete sich Englands im späten 16. Jahrhundert seinen Weg zur bis ins 20. Jahrhundert bestehenden Weltmacht (u.a. Piraterie gegen Spanien, Verlagssystem zur Produktivitätssteigerung). Süßkartoffeln sicherten plötzlich die Ernährung in vielen Weltregionen, genauso wie Mais, Bohnen oder Tomaten. Thailands chili-scharfe Küche wurde erst dank diesen von Kolumbus angestoßenen „Columbian exchange“ möglich. Tabak, Zuckerrohr und andere Nutzpflanzen wurden plötzlich weltweit auf Plantagen angebaut in den Monokulturen einer neu entstehenden globalen Agrarindustrie. Damit einher ging der rapide Anstieg globaler Erregerwanderungen mit schwersten Folgen für Menschen und Monokulturen: Pocken, Masern und andere Krankheiten dezimierten die Urbevölkerung Amerikas um bis zu 90%, was mit dem Ausbleiben der dort betriebenen Brandrodungen mit beitrug zur Entstehung der 300-jährigen kleinen Eiszeit. Der Tod so vieler Indigener in Amerika und die Verbreitung der Malaria in der Neuen Welt führte zu akutem Arbeitskräftemangel und damit zum rasanten Wachstum des Sklavenhandels. Die Grenze der Malaria-Verbreitung auf dem Gebiet der heutigen USA markiert in etwa auch die Grenze zwischen Nord- und Südstaaten ( u.a. Konflikt um Abschaffung der Sklaverei) und damit zum US-Bürgerkrieg. Ohne südamerikanischen Kautschuk und daraus hergestelltem Gummi gäbe es keine Dichtungen für die dampfgetriebene Industrialisierung oder unsere heutige auf Gummireifen angewiesene Mobilität. Mexiko-Stadt oder Manila wurden bereits im 16. Jahrhundert zu globalisierten Großstädten, wie wir sie heute weltweit kennen. Bei der Lektüre stellt man sich die Frage, in wie weit es nicht die ökonomischen und ökologischen Entwicklungen sind, die unser Schicksal bestimmen, während Politik und Gesellschaft sich den wandelnden Gegebenheiten nur möglichst flexibel anpassen und Wandel nicht wirklich selbst gestalten können. Dabei sagt Mann selbst, dass er sich auf einige besonders prägnante Beispiele beschränken musste und nicht alles in einem einzigen Buch beleuchten konnte (u.a. Bedeutung des Tee-Handels bspw für den Reichtum Russlands).
Wer mehr über diese gewaltigen Veränderungen aus Perspektive des Silbers und seiner Wirkung auf die Entwicklung Chinas ab dem 16. Jahrhundert erfahren möchte, dem sei auch die 3-teilige Dokumentarreihe „Empires of Silver“ (GB 2109) bzw „Pures Silber“ (dt-franz ARTE 2020) empfohlen.
Wer sein Wissen über die großen sozioökonomischen Trends unserer Welt einem Realitätscheck unterziehen will, dem sei dieses Buch empfohlen. Neben klar dargestellten Statistiken...
Wer sein Wissen über die großen sozioökonomischen Trends unserer Welt einem Realitätscheck unterziehen will, dem sei dieser Test http://forms.gapminder.org/s3/test-2018 bzw dieses Buch empfohlen. Neben klar dargestellten Statistiken bieten die Roslings auch ein paar „Daumenregeln“, wie man sich vor Fehlwahrnehmungen der realen Lage unserer Welt schützen kann:
- Wenn Divergenzen/Extreme auftauchen – übersieh nie die Mehrzahl in der Mitte;
- unterscheide den Stand der Dinge vom Trend – misstraue „der guten alten Zeit“;
- Entwicklung verläuft nie linear;
- Angst verursachende sind meist nicht die gefährlichsten Risiken (bspw Haie) – gerate nicht in Panik sondern berechne kühl wie wahrscheinlich etwas ist;
- lass dich nicht von absoluten Zahlen täuschen – vergleiche und konzentriere dich auf die 20/80-Prioritätenregel;
- vermeide falsche Verallgemeinerung – achte auf Unterschiede innerhalb/zwischen Gruppen und ergründe die Logik anderer, die sich dir nicht direkt erschließt;
- auch langsamer Wandel verändert alles tiefgreifend – frag deine Großeltern;
- betrachte Probleme immer aus verschiedenen Perspektiven und als komplex – suche den Widerspruch, sei bescheiden außerhalb deines Expertenwissens, verlass dich nie auf die immer gleiche Antwort auf alle Fragen und hüte dich vor einfachen Ideen oder Antworten;
- die Suche nach einem Sündenbock lenkt ab von der Ursachensuche – suche Gründe (nicht Schuldige) und halte Ausschau nach systemischen Prozessen (nicht nach Helden)
- Dringlichkeit ist meist ein trügerischer Instinkt – nimm dir die Zeit für Infos, bestehe auf relevanten und akkuraten Daten, frag immer nach mehreren Szenarios (nicht nur worst case) und misstraue radikalem Handeln statt schrittweiser Verbesserung
Am besten präsentieren Hans & Ola Rosling dies aber selbst (mit 4 intuitiven Daumenregeln ab Minute 10:00/14:00): https://youtu.be/Sm5xF-UYgdg
Und wer jetzt noch in 4:47 Minuten 200 Jahre Entwicklung der Menschheit vor Augen geführt bekommen will, dem sei noch dieses Video empfohlen: https://youtu.be/jbkSRLYSojo Diese Daten sind animiert für jedes Land zu finden: https://www.gapminder.org/tools/#$chart-type=bubbles .
Journalist und Autor Mishra rüttelt gewohnte europäisch-nordamerikanische Sichtweisen auf Asiens Geschichte und Wiederaufstieg vom 17.-20. Jahrhundert auf und regt...
Journalist und Autor Mishra rüttelt gewohnte europäisch-nordamerikanische Sichtweisen auf Asiens Geschichte und Wiederaufstieg vom 17.-20. Jahrhundert auf und regt zum eigenen Nachdenken darüber an. Er schreibt im Vorwort: „Es wird hier nicht versucht, eine um den Westen zentrierte Perspektive durch eine um Asien zentrierte Sicht zu ersetzen. Vielmehr sollen vielfältige Perspektiven auf Vergangenheit und Gegenwart eröffnet werden, in der Überzeugung, dass die Voraussetzungen westlicher Macht keinen zuverlässigen Blickwinkel mehr darstellen und vielleicht sogar auf gefährliche Weise in die Irre führen.“ Von der Türkei bis Japan zeigt er wie sich Denker im islamischen Raum (Al-Afghani), in China (Liang Qichao) oder in Indien (Tagore) aufreiben zwischen der vom Westen repräsentierten Modernisierung (u.a. Verfassungs- und Nationalstaat), der westlichen kolonialen Brutalität und sozialdarwinistischen Rassenideologie gegenüber anderen Kulturen und der Suche Asiens nach eigenen „zivilisatorischen“ Wegen in eine souveräne selbstbestimmte Zukunft. Die Seeschlacht von Tsushima (1905), bei der Japan die russische Flotte vernichtete und damit seit dem Mittelalter erstmals einen Sieg gegen den Westen erreichte, zeigte ganz Asien nicht nur den Erfolg der japanischen Modernisierungspolitik seit den 1870er Jahren, sondern war auch der Weckruf, der das rassische Rangordnungsdenken aus Europa und den USA widerlegte. Dadurch entstand eine mächtige Bewegung gegen heimische verknöcherte Autoritäten, die u.a. 1911 zum Sturz der Qing-Dynastie in China führte. Obwohl sich der westliche Imperialismus in dieser Zeit auf seinem abhängigkeits- und gewaltbasierten Höhepunkt befand, zeichneten sich damit bereits die bevorstehenden Umwälzungen u.a. des 1. Weltkrieges oder der russischen Revolution ab. Mishras Erläuterungen kumulieren im Kapitel zur Pariser Friedenskonferenz 1919, das eindrücklich darstellt, wie legitime Interessen asiatischer Vertreter in einer u.a. von rassistisch Witzen geprägten Atmosphäre völlig ignoriert wurden. Die nicht nur aus asiatischer Sicht verheerenden Ergebnisse von Paris schafften nicht die nötige navchhaltige Friedensordnung nach dem dem 1. Weltkrieg sondern bildeten die Grundlage u.a. zum Aufstieg des sowjetisch geprägten, anti-westlichen internationalen Kommunismus (Ho Chih Min: „Es war Patriotismus und nicht der Kommunismus, der mich veranlasste Lenin zu glauben.“). Das Ignorieren der mehrheitlich unterstützten japanischen Forderung nach Gleichberechtigung aller Völker in der Charta des neugegründeten Völkerbunds festzuschreiben und US-Präsident Wilsons Verengung des Selbstbestimmungsrechts der Völker allein auf „europäische Völker“ legten die Grundlagen für neue Konflikte incl dem 2. Weltkrieg. Dies trug auch wesentlich bei zur 4. Mai Bewegung in China und damit zur Entstehung der kommunistischen Partei Chinas. So selbstverständlich die Jahre um 1945 für die Neuordnung der Welt nach dem Zivilisationsbruch des 2. Weltkriegs steht, so sehr sollten auch 1905 (Tsushima) und Versailles (1919) zusammen mit den Ereignissen rund um die 1923 von Atatürk erreichte Gründung der Türkei fester Bestandteil eines weltweiten historischen Bewusstseins über das 20. Jahrhundert werden. Denn all diese Entwicklungen und Ereignisse wirken tief hinein in unsere heutigen politischen und gesellschaftlichen Debatten auf dem noch offenen Weg hin zur Schaffung eines echten wertebasierten Westens in einer auf Gleichberechtigung basierenden nachhaltigen Friedensordnung im 21. Jahrhundert.
Der Zusammenbruch des chinesisches Kaisertum (1911) und des russischen Zarenreichs (1917) war der Ausgangspunkt für millionenfaches Sterben und Leiden für die Menschen im russischen wie im chinesischen Kulturraum...
Der Zusammenbruch des chinesisches Kaisertum (1911) und des russischen Zarenreichs (1917) war der Ausgangspunkt für millionenfaches Sterben und Leiden für die Menschen im russischen wie im chinesischen Kulturraum im gesamten 20. Jahrhundert. Der Historiker Figes zeigt anhand konkreter Biografien (insb des sowjetischen Schriftstellers Konstantin Simonov) wie die radikalen Umbrüche der Lenin- und Stalinzeit den Menschen jegliche Sicherheit raubten. Lenins „neues Denken/neuer Mensch“ und Stalins „Kollektivierung“ führten zu Gewalt, Terror und Verrat in der gesamten sowjetischen Gesellschaft, der Krieg (1941-45) brachte millionenfachen Tod und Zerstörung und beeinflusste die Nach-Stalinzeit wie auch das heute. Das autobiografische Werk der Historiker Jung Chang erzählt das Schicksal ihrer Großmutter (Konkubine im traditionellen China in den 1910er und 1920er Jahren) und ihrer Mutter (kommunistische Funktionärin) u.a. in Zeiten von Bürgerkrieg und Okkupation/Krieg ((1931)1937-1945) durch Japan. Auch ihren eigenen Weg beschreibt Chang, mit Fokus auf den Wirren der Kulturevolution (1966-76). Trotz allen Leids gelang es ihr im Jahr 1978 (gerade beginnenden Öffnungs- und Reformpolitik unter Deng XiaoPing) die wohl aller erste Auslandsstudentin der Provinz Sichuan zu werden. Der Abgleich beider Bücher bietet eine Fülle von Gemeinsamkeiten, die es lohnt zu verinnerlichen, um die Radikalität und Gewaltbereitschaft in der sowjetischen (1917-1991/heute) und in der chinesischen Gesellschaft (1911/1949-heute) besser zu verstehen. Die Rolle der Großmütter als „Hüterinnen traditioneller Werte“ oder die „Macht des neuen Glaubens“ dank der Ideologie der kommunistischen Partei und ihre Anführer, die in ihrer Radikalität gipfelte im „Kampf gegen die Familie“ als egoistisch und gegen das Kollektiv gerichtet, waren jeweils typisch. Der Bruch mit bankrotten aristokratischen Systemen drückte sich jeweils im Stolz auf technologische Modernisierung und gesellschaftlichen Fortschritt aus, was von neuen Frauenrechten bis zu menschenverachtender Industrialisierungspolitik (u.a. „Gulag-System“ bzw „Großer Sprung“) reichte. Dissenz mit der Partei wurde zum Verbrechen und der Kampf gegen „Feinde des Volkes“(Sowjetunion) und „Konterrevolutionäre/Rechtsabweichler“ (China) stetes Motto eines durch gegenseitige Bespitzelung sowie durch physischen und psychischen Terror geprägten Alltags (u.a. Massenkampagnen und Pflicht zur Selbstkritik). Dabei wurde besonders die Jugend instrumentalisiert und durch Heldengeschichten insb um Pavlik Morozov (Sowjetunion) oder Lei Feng (China) hin zu voller Hingabe zur kommunistischen Partei und zum steten Kampf gegen „imaginäre Feinde“ radikalisiert. Der Kampf gegen „Kulaken“ bzw „Kleinkapitalisten“ und der Zwang der Bauernschaft zur Abgabe allen Privatbesitzes an „Kolchosen“ bzw „Volkskommunen“ spielte sich jeweils vor dem Hintergrund fundamental unterschiedlicher Realitäten zwischen (relativ kleiner) Stadt- und (mehrheitlicher) Landbevölkerung ab. Dabei sorgten Stalins „erster Fünfjahresplan“ (1928-32) und Maos „Großer Sprung“ (1958-61) für Millionen Hungertote. Ihr Scheitern legte aber nur die Grundlage für Stalins und Maos persönliche Machtsicherung in Form von „Großem Terror“ (1936-38) und „Kulturrevolution“ (1966-76). Dabei werden aber auch wichtige Unterschiede sichtbar: Während Stalins Terror auf dessen Paranoia fußte gegen „innere Feinde“ (u.a. nationale Minderheiten), fußte Maos Kulturrevolution mehr auf der Befriedigung seines Egos und zielte vor allem auf die Protagonisten gemäßigter Positionen (u.a. Deng XiaoPing, Liu ShaoQi). Mao fürchtete Intellektuelle und Wissenschaftler, weil sie ihm widersprechen könnten, weshalb er anders als in der Sowjetunion nie große Bildungskampagnen organisierte (u.a. „Mao-Fibel“, fast 10 Jahre Unterrichtslosigkeit in Chinas Schulen). Auch die vollständige Isolierung Chinas vom Rest der Welt und sehr viel striktere Verbote für Bücher, Filme oder Freizeitaktivitäten unterschieden China von der Sowjetunion. Während es in der Sowjetunion v.a. unter Stalin zu millionenfachen Erschießungen politischer Gegner kam, stachelte Mao die „Wut der Massen“ an. Bei Versammlungen wurden Chinesen erschlagen und gefoltert, ihnen wurde medizinische Hilfe verweigert oder sie wurden durch psychischen Terror in den Selbstmord getrieben. Die Aufarbeitung des 20. Jahrhunderts steht in den Gesellschaften Russlands und noch mehr Chinas noch ganz am Anfang. Um das politische Handeln im Putin'schen Russland oder in der Volksrepublik China zu verstehen, ist das Wissen um ihre historischen Kontexte unerlässlich. Dabei hilft es auch zu sehen, dass beispielsweise 60 Jahre Kollektivierung in der hochindustrialisierten und ressourcenreichen Sowjetunion heute andere Folgewirkungen für Russland mit sich bringen als der Beginn der Reform- und Öffnungspolitik eines damals bitterarmen, wenig urbanisierten Chinas keine 30 Jahre nach Maos „Großem Sprung“ in den 1980er Jahren. Figes und Chang bieten einen Blick in die Köpfe und Herzen der Menschen in Russland und China, der dortige Perspektiven und Sichtweisen hilft sehr viel verständlicher zu machen.
Für eine bessere Sicht auf die großen politischen Zusammenhänge lohnt Orlando Figes: Natasha's Dance: A Cultural History of Russia bzw die Mao-Biografie von Jung Chang/Jon Halliday.
Berater und Coach Laloux eröffnet eine faszinierende Perspektive auf verschiedene Ausprägungen von (Unternehmens)Organisation, wie sie in verschiedenen historische Epochen entstanden. So steht...
Berater und Coach Laloux eröffnet eine faszinierende Perspektive auf verschiedene Ausprägungen von (Unternehmens)Organisation, wie sie in verschiedenen historische Epochen entstanden. So steht die „impulsive Weltsicht“ heute für Mafia-Denken und ungeregelte Machtausübung, erlaubte vor einigen Jahrtausenden größeren Menschengruppen aber, die Komplexität von Arbeitsteilung und Top-down-Autorität zu organisieren; und bis heute gibt es „Firmenpatriarchen“. Etwa 4000 v. Chr. entstand erstmals in Mesopotamien mit einer landwirtschaftlich organisierten Gesellschaft die „traditionell konformistische“ Weltsicht als Grundlage für Staaten, Bürokratien oder organisierte Religionen. Dies erlaubt u.a. durch Schrift die Schaffung wiederholbarer Prozesse und die Zuweisung fester Stellenbeschreibungen in Organigrammen (u.a. Armee). Erst so wurde der Bau von Pyramiden oder Kathedralen möglich mit sozialen Klassen in einer Gruppenkonformität betonenden und Impulsivität kontrollierenden Gemeinschaft, die fest an die Unveränderlichkeit gewisser Ordnungen oder Glaubensgrundsätze von richtig und falsch glaubt. Dagegen knüpft die moderne leistungsorientierte Weltsicht an Wissenschaft, Entdeckergeist und vor allem industrielle Revolution an. Sich ein „Was wäre wenn?“ vorzustellen und wissenschaftlich möglich zu machen, bewegt sich weg von konformistischer Weltsicht und feudalen Machtstrukturen hin zum Führen mit Zielvorgaben und dem Durchbrechen sozialer Klassen durch das Leistungsprinzip. Rechtssicherheit und Demokratie werden dabei zu zentralen Garanten von Verlässlichkeit und Planbarkeit u.a. für Investitionen. Diese moderne Weltsicht prägt uns bis heute in vielen Lebensbereichen. Seit dem 19. Jahrhundert entsteht aber parallel dazu eine postmoderne, pluralistische Weltsicht, die wertebasiert und Gleichberechtigung betonend zu dezentralen, eigenverantwortlichen und hierarchiefreien Organisationsformen führt. Mit Blick auf wachsende Komplexität und Dynamik unseres Lebens geht Laloux aber davon aus, dass wir an der Schwelle zu einer neuen „evolutionären Weltsicht“ stehen, die individuelle und kollektive Entfaltung zur Basis von (Selbst)Organisation machen. Laloux konzentriert sein Buch auf mit dieser neuen Weltsicht einhergehenden Veränderung von Management und Teamorganisation. Als ein besonders überzeugendes Beispiel stellt er dabei u.a. den 2006 in den Niederlanden gegründeten völlig dezentral organisierten privatwirtschaftlichen Pflegedienst „Buurtzorg“ vor, der mittlerweile 75% aller Pflegekräfte des Landes beschäftigt. Diese arbeiten in dezentralen Teams mit sehr hoher Eigenverantwortung für die betreuten Menschen und die Wirtschaftlichkeit ihrer Teamleistungen. Damit funktioniert Buurtzorg wie ein Ökosystem, das orientiert an wertebasierten sinnstiftenden Zielen ohne Machthierarchien Flexibilität und Innovation in den Teams fördert. Das ermöglicht dem Unternehmen sich als Ganzes ähnlich einem Vogelschwarms mit einfachen Regeln und Prozessen in Reaktion auf Impulse Einzelner agil zu bewegen und blitzartig die Richtung des Unternehmens ändern zu können. Der Großteil des Buches widmet sich dann der Frage, wie diese neue „evolutionäre“ Unternehmensführung mit Blick auf Entlohnung, Besprechungen oder Beschaffungsentscheidungen zu organisieren ist.
Eine praktische Erfahrungssammlung evolutionärer Managementpraktiken findet sich unter www.reinventingorganizationswiki.com. Hierzu lohnt auch ein Blick auf Haier's „RenDanHeYi“-Managementkonzept, das u.a. bei SANYO (Japan) und GE Appliances (USA) das Mittel-management weitgehend ersetzt hat: https://www.youtube.com/watch?v=5pI3IN6VDA8 (Haier CEO Zhang Ruimin), https://www.youtube.com/watch?v=_FvYpoE7fow (Haier Asia CEO Ito).
Philosoph Philipp Hübl hat einen Vortrag zur Verbreitung von Falschinformationen im digitalen Zeitalter und wie man verantwortungsvoll damit umgehen sollte in ein erfrischendes...
Philosoph Philipp Hübl hat einen Vortrag zur Verbreitung von Falschinformationen im digitalen Zeitalter und wie man verantwortungsvoll damit umgehen sollte in ein erfrischendes, kurzweiliges Buch gegossen. Darin sortiert er Begrifflichkeiten wie Lügner (absichtliche Täuschung), Bullshitter (analytisch-faktische Gleichgültigkeit) und Trottel (fahrlässiger – oft intuitiv/selbstbestätigender-- Umgang mit Information) oder grenzt „fake news“ als mit Absicht aufgestellte falsche/irreführende nachrichtenähnliche Behauptungen ab von Tratsch, Gerüchten, urbanen Legenden, Aprilscherzen, oder Zeitungsenten, die ebenfalls unter „bullshit“/“fake news“ verstanden werden können. Gleichzeitig sensibilisiert er für Mechanismen allzu menschlicher Empfänglichkeit für Falschinformationen durch
- (Selbst)bestätigungsirrtümer, identitätsstützende Denkfehler aufgrund von Stammesdenken
- Aufmerksamkeitsbindung über (emotionalisierter) Polarisierung/Übertreibung
- „Ich-Erschöpfung“, d.h. erschöpfungsbedingte Manipulierbarkeit infolge täglicher Informationsfluten.
Hübl warnt vor Vertrauen in Schwarmintelligenz („alle denken doch so“) solange es kollektives Fehlverhalten (Lemmingeffekt) gibt. Auch das autoritär-ohnmächtige Wesen des Verschwörungstheoretikers stellt Hübl dar und sensibilisiert dafür, dass die Kosten der Erschaffung von Falschinformationen sehr viel geringer sind als der Aufwand diese wieder aus der Welt zu bekommen. Hübl warnt mit seinem Buch vor der Gefahr allgemeinen Verlusts von Medienvertrauen durch Falschinformationen und als Appell an jeden sich mit anzustrengen, damit (emotionalisierter) Bullshit nicht systemisch populärer wird als (langweilige/komplexe) Faktenberichte und Analysen. Er ruft dazu auf, sich weg von einem aus archaisch-feindlicher Umwelt stammenden intuitiven Denkstil hin zu bewegen zu analytischen, d.h. Komplexität ertragenden Denkmustern. Für vernünftige Entscheidungen beim Informationskonsum seien gleichzeitig Wissen und Wachsamkeit nötig, damit (frei nach Kants kategorischen Imperativ) der Mensch sein „Wissen um seine Neigung zu kognitiven Irrtümern nutzt als ersten Schritt zum Ausgang aus seiner selbstverschuldeten Anfälligkeit für Bullshit“.
Allein beim Wahrheitsbegriff verhaspelt sich Hübl ein wenig und übersieht, dass ein und dasselbe Ereignis eben doch mit sehr unterschiedlichen Realitäten/Wahrheiten verbunden sein können (bspw Täter- vs Opferperspektive). Sein Aufruf, Komplexität zu ertragen, hätte sich besser gedeckt mit einem Aufruf stets Multiperspektivität in Diskursen einzufordern statt „Wahrheiten“ zu suchen. Auch „Framing“ hätte Hübl in diesem Sinne noch tiefer analysieren können, da Slogans wie „Nie wieder Krieg“ oder „Umvolkung“ an Ängsten ansetzen und so Debatten in vorgefertigte Bahnen lenken sollen, die dadurch Gegenargumente delegitimieren sollen und so Raum bieten für nur durch mühsame Sachdiskussion wieder ausräumbare Opferrollen. Hübl wird selbst Opfer eines solchen Framings, wenn er auf Seite 36 die Krim-Annexion an der von Russland erklärten (und nicht falsifizierbaren) angeblich drohenden Gefahr für die Krim-Bevölkerung andockt und nicht an der völkerrechtlichen Betrachtung des russischen Handelns.
Im Kontext zu Hübls Buch sollte Timothy Garton Ashs Standardwerk „Rederfreiheit/Free Speech“ (ISBN 9780300161168) erwähnt werden: Historiker und Publizist Garton Ash stellt darin 10 Prinzipien des Rechts auf Meinungsfreiheit auf, welche die Würde des Andersdenkenden garantieren und damit ein respektvolles Miteinander sichern können. Grundvoraussetzung muss dabei der gemeinsame Wunsch zu sachlicher Argumentation und Erkenntnisgewinn sein. Denn der Bedarf an Auseinandersetzung/Streit steigt mit der Komplexität der Welt, die sich immer sichtbarer nicht in ein „globales Dorf“ (Homogenitätsannahme) sondern einer „virtuellen Kosmopolis“ (komplexes/vielseitiges Nebeneinander) verwandelt. Dieses Nebeneinander muss im Austausch gebracht werden, um Radikalisierungen zu verhindern (u.a. durch Algorithmen sich inhaltlich perpetuierende Filterblasen bzw sich selbst bestätigende und so radikalisierende Echokammern).
Marc Saxer stellt die These auf, dass wir statt Verteilungskonflikten künftig Haltungskonflikte um libertär versus autoritäre Ordnung oder um identitäre Selbstbestimmung (kompromissloses „ich versus du“) austragen werden.
Regionale Perspektiven:
China/Taiwan-Experte von Senger bietet einen Einblick in ostasiatische strategische und operative Denkmuster. Er zeigt auf Basis der in der Ming-Dynastie um 1500 n.Chr. entstandenen „36 Strategeme“ eine breite Palette...
China/Taiwan-Experte von Senger bietet einen Einblick in ostasiatische strategische und operative Denkmuster. Er zeigt auf Basis der in der Ming-Dynastie um 1500 n.Chr. entstandenen „36[1] Strategeme“ eine breite Palette an situativ geschickten und intellektuell vielseitigen Handlungsmustern, dass die in westlichen Kulturkreisen oft negativ bewertete (Hinter)List eine erweiterte Betrachtung verdient. Er unterscheidet zwischen situativ-flexiblen Strategemen, operativ-kurzfristiger Taktik und langfristig orientierter Strategie. Strategeme werden dabei als Werkzeug beleuchtet, deren konkrete Anwendung bzw intendierter Zweck erst eine moralische Bewertung erlaubt.
Von Senger stellt klar, dass der im Westen oft zitierte Militärstratege Sun Zi (551-479 v.Chr., Zeitgenosse von Konfuzius) einzig für das Strategem „Ausgeruht den (erschöpften) Feind erwarten“ die Autorenschaft beanspruchen kann. Er hat ansonsten nur jene Begrifflichkeiten geschaffen, die später die Formulierung der „36 Stategeme“ erlaubten. Diese entstanden im Übrigen parallel zu Machiavellis (1469-1527) „Der Fürst“, der bis heute als Handbuch für machttaktisches Handeln gelesen wird. Dabei schwingt aber immer eine moralische Verwerflichkeit mit, wie sie sich auch bei Clausewitz (1780-1831) in der Ablehnung von List als „Handeln des Schwachen aus purer Not“ widerspiegelt. Beide argumentieren aus der Perspektive von Macht und Stärke (des Westens) und greifen damit anders als die „36 Strategeme“ zu kurz für unsere heutige komplexe, interagierende und zunehmend regelbasierte Realität.
Von Senger driftet gelegentlich ab in Pauschalmuster „kluges China vs plumper Westen“ und zeigt Sympathien für ein konservatives, hierarchisch-autoritäres Weltbild. Voller Bewunderung verweist er beispielsweise auf das Strategem Nr 7 „Wirklichkeit ist die Illusion, die wir uns von ihr machen“ als Kern des in China oft zu beobachtenden Vermögens, durch klare Zielformulierungen und Konzentration auf das Wesentliche, anders als im Westen komplexe Politiken und Großprojekte schnell Realität werden zu lassen. Er kritisiert die chinesische Neigung, den „Marktplatz mit einem Kriegsschauplatz zu vergleichen („Shang Chang ru ZhanChang“), da die „36 Strategeme“ aus feudaler Zeit kommen und heute rechtsstaatlichen Standards genügen müssen. Denn das heutige wirtschaftliche Handeln funktioniere nur, wenn am Ende alle profitierten und (Geschäfts)beziehungen trotz Konkurrenz durch Respekt, Planbarkeit und gemeinsame Spielregeln auf Vertrauen basieren können.
[1] Die Zahl „36“ kommt dabei aus der chinesischen Yin/Yang-Gleichgewichtslogik. Yang, das Sonne/Licht und damit das nicht verborgene/sichtbare Handeln darstellt, steht dem ihm existentiell nötigen Gegensatz Yin gegenüber, das Mond/Dunkel und damit nicht sichtbares/listiges Handeln darstellt. Yang wird durch die Zahl 9 und Yin durch die Zahl 6 symbolisiert. 2-fache Wiederholung eines Wortes bedeutet im Chinesischen „sehr/im Überfluss“; 6x6 = 36!
Kultur-/Erziehungswissenschaftlerin und Russlandexpertin Giesen nutzt einen seit den 1990er Jahren um das einstige Lagergefängnis Perm-36 schwelenden Deutungsdissenz, der ab Sommer 2012 offen ausbrach, um einen tiefen Einblick in die komplexen...
Kultur-/Erziehungswissenschaftlerin und Russlandexpertin Giesen nutzt einen seit den 1990er Jahren um das einstige Lagergefängnis Perm-36 schwelenden Deutungsdissenz, der ab Sommer 2012 offen ausbrach, um einen tiefen Einblick in die komplexen innerrussischen Identitätsdiskurse und gesellschafts- und machtpolitischen Realitäten zu bieten. Heftigkeit, Konfliktthemen, Art des Diskurses und Akteure machen diesen Streit zu einer idealen Fallstudie über das heutige Russland, die hilft auch den Ukraine-Konflikt, offene Modernisierungsdiskurse und anti-westliches Denken besser zu verstehen und polit-historisch einzuordnen. Giesen zeigt wie Differenzen um den gesellschaftlichen und individuellen Wert von Stabilität versus Freiheit, zum ungeklärten Verhältnis von Staat und Bürger, um divergierende Konzepte von Staats- versus Machtloyalität und um global geführte kosmopolitisch-individuelle versus kollektiv-identitäre Kulturdiskurse beim Streit um Konzeption und Verstaatlichung der Lagergedenkstätte Perm-36 wie in einem Brennglas kulminieren. Giesens Analyse geht dabei noch deutlich tiefer, indem sie der Forschung zu „kollektivem Gedächtnis“ und „Erinnerungskultur“ mit Hang zu eindimensional-verabsolutierenden Narrativen zu Lasten des „Aushaltens“ multiperspektivischer Ansichten auf historische Ereignisse beleuchtet. Gleichzeit untersucht sie den Streit um Perm-36 vor dem Hintergrund sozialwissenschaftlicher Konzepte zu Wertehaltungen, Bedürfnishierarchien und kognitiv-moralischen Argumentationsstrukturen, was einen in den üblichen politischen Analysen so nicht zu findenden erheblichen Erkenntnisgewinn erbringt. Sowohl Giesens erziehungswissenschaftlicher Hintergrund als auch ihre mehrjährige, intensive Beobachtung des Streits um Perm-36 aus nächster Nähe (incl Zugang zu Chat-Gruppen und online-Foren) sind ein großer Gewinn für den Leser, egal ob Russlandexperte oder Einsteiger. Leser, denen Perm-36 bzw Russlands Geschichte nicht so vertraut sind, sollten zuerst Kapitel 4.2 studieren, in dem Giesen die Hauptlinien der polit- und denkhistorischen Auseinandersetzungen in Russland seit dem 13. Jahrhundert bis heute in einer Weise darstellt, dass sie auch für Leser mit wenig Vorwissen gut nachvollziehbar sind.
Kaukasus- und Osteuropaexperte Hallbach nutzt die Krise innerhalb der weltweit 300 Mio Gläubige umfassenden Orthodoxie um die Frage der Unabhängigkeit (Autokephalie) der ukrainischen Kirche 2018/2019 für eine politische Analyse des Verhältnisses...
Kaukasus- und Osteuropaexperte Hallbach nutzt die Krise innerhalb der weltweit 300 Mio Gläubige umfassenden Orthodoxie um die Frage der Unabhängigkeit (Autokephalie) der ukrainischen Kirche 2018/2019 für eine politische Analyse des Verhältnisses der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) zum Russischen Staat und seiner Machtausübung. Damit lenkt er den Blick auch auf mit der Orthodoxie begründete Machtprojektionen Russlands in Regionen jenseits seiner eigenen Grenzen und die Rolle der Kirche als „geistlicher/spiritueller Verstärker“ und damit legitimierendem Akteur und Stütze eines „Narrativs der nationalen Einheit Russlands“ in Abgrenzung zum „moralisch dekadenten Westen“. Dazu gehört auch ein Vormachtstreben Moskaus auf weltweite Repräsentanz der Orthodoxie in Konkurrenz zum Patriarchen in Konstantinopel, der traditionell die Rolle eines „primus inter pares“ unter den insgesamt 14 selbständigen orthodoxen Landeskirchen innehat. Hallbach beleuchtet dabei innenpolitische Besonderheiten Russlands wie geringem Kirchgängertum trotz seit den 1990er Jahren von 30% auf heute über 70% gestiegenem Anteil der Bürger Russlands, die sich als orthodox bezeichnen. Auch erinnert er an das seit den 2000er Jahren deutliche Aufkommen neo-konservativer, modernisierungs- und säkularisierungskritischer Organisationen und Stiftungen in Russland, was 2012-2015 mit Putins Wiederwahl im Lichte der Bulotnaya-Proteste und der Ukraine-Krise seinen Höhepunkt fand. Auch erinnert Hallbach an das Selbstverständnis Russlands als multi-konfessionellem Staat, in dem neben der seit 1997 gesetzlich festgeschriebenen „besonderen Rolle der Orthodoxie“ auch den „historisch im eurasischen Territorium Russlands verwurzelten“ Religionsgemeinschaften Islam, Buddhismus und Judaismus staatliche Unterstützung gewährt wird. Die seit über 300 Jahren in Russland ebenso vertretenen Lutheraner, Calvinisten und auch Katholiken sind davon aber ausgeschlossen. Leider streift Hallbach nur die dahinterstehenden loyalitätspolitischen Überlegungen, u.a. dem von Katharina II. im Zuge der Annexion des Krim-Khanats (1783-92) per Dekret angeordneten Aufbau der Orenburger Mohammedanischen Geistlichen Versammlung (1788) in Russland. Diese bis heute als „Zentrale Geistliche Verwaltung der Muslime Russlands“ funktionierende Verwaltungsstruktur ist in ihrem Selbstverständnis und ihrer Treuepflicht zum Machtapparat des Staates der ROK vergleichbar. Auch in Bezug zum Buddhismus (u.a. Kalmückisches Kosakentum) und zum Judaismus (u.a. russische Emigration nach Israel) gibt es besondere politische Verbindungen, die den im Westen verwurzelten anderen christlichen Kirchen fehlen.
Hallbachs Studie hätte davon profitiert, wenn sie die Geschichte der ROK und des Moskauer Patriarchats mit seiner Erstgründung 1589, seiner Auflösung durch Peter I. (1721) und seinen beiden Neugründungen 1917 (Februar-Revolution) und 1943 (Stalin) mit beleuchtet hätte, wie auch die außenpolitische Rolle der ROK in der Sowjetzeit. Auch eine Darstellung der Wurzeln der Orthodoxie in Russland und der v.a. von der katholischen Kirche unterschiedlichen Rolle von Priestern in der russischen Gesellschaft hätten das Bild abgerundet. Der historische Machtzuwachs Russlands über die Gebiete der heutigen Ukraine im 17. Jahrhundert kommt ebenfalls zu kurz. Dieser führte von 1654 (Pereyaslavskaya Rada) bis 1686 („Ewiger Friede“ zwischen Polen-Litauen und Russland) zur Zuordnung der ukrainischen Kirche zum Moskauer Patriarchat (2019 wieder entzogenen) durch das Patriarchat von Konstantinopel. Dadurch wäre der Anachronismus der zu oft mit einseitig legitimierenden, rein historischen Argumentationen ausgetragenen Konflikte im post-sowjetischen und orthodoxen Raum im 21. Jahrhundert noch deutlicher geworden.